Boston ist die Stadt in Amerika, mit der alles angefangen hat. Hier sind die Pilgerväter gelandet. Hier hat man ganz viel Tee ins kalte Wasser gekippt und hier wurde das Land der unbegrenzten Möglichkeiten geboren. Im Gegensatz zu anderen amerikanischen Großstädten ist Boston noch nach europäischem Muster angelegt, was waschechte Amerikaner sehr verwirrt. Wie kann man sich nur ohne Planquadrat zurechtfinden?
Boston ist gewachsen, schmiegt sich an den Atlantik (Dorchester Bay) und den Charles River auf der anderen Seite. Weite Teile der Stadt wurden geschaffen, in dem Feuchtgebiete trockengelegt wurden. So ist bzw. war das Viertel Back Bay, wie der Namen sagt, eine Bay und Hancock Tower und Prudential Center stehen, wo früher Fische schwammen.
Eine Besonderheit oder Weitsicht der damaligen Ankömmlinge: Der Boston Commons und der Public Garden. Beiden Parks wurden zur Erholung und zum Studium angelegt. So ist der 1634 angelegte Public Garden der älteste botanische Garten Amerikas, die Public Library die älteste Leihbibliothek der USA.



Wer nun glaubt, dass Boston erhaben in der Geschichte schwelgt und alles beim Alten bleibt, der hat sich getäuscht. Boston erlebt gerade (soll 2006 abgeschlossen sein) das größte stadtplanerische Vorhaben, das die USA gesehen hat (sehen wird?) mit einer Logistik und Manpower, die nur vom Irakkrieg II übertroffen wird.
Wovon ich rede? Vom BIG DIG!
Hier gibt es Witze wie: Hält ein Polizeiauto Downtown und ein Polizist fragt einen Passanten: „Entschuldigung, wie komme ich denn zum State House.“
Oder ganzseitige Anzeigen im Boston Globe mit folgendem Text: „Mapping the human genome, easy. Mapping Downtown Boston. That`s another story.“ Herausgegeben vom Major der Stadt.





Und so ist es auch in Boston. Straßen enden plötzlich im Nichts, werden umgeleitet, haben Schlaglöcher, die größer sind als Vorgartenteiche. Schilder gibt es zwar – mehr als genug – die spiegeln aber nicht notwendigerweise die aktuellen Tatsachen des Straßenverkehrs wider.
Na ja, irgendwann wird alles mal fertig sein (inzwischen ist schon 2006 und es ist noch nicht der Fall, aber vielleicht in 2106[1]) und die Bostonier werden den „Rose Kennedy Walkaway“ genießen, wo sie früher mal mit ihren Autos auf der Interstate entlang gecruised sind.
[1] Meine Prognose von 2003 war wohl ein bisschen zu pessimistisch. 2009 war alles komplett, 2025 kann man sich fast nicht mehr an die I-93 erinnern, die einmal auf Stelzen über die Stadt führte.
20 Jahre nach den Baumaßnahmen ist Boston immer noch “Sklave” seiner Straßen, jedoch werden Fußgänger und auch Radfahrer inzwischen mehr in das Verkehrsbild einbezogen.


Leave a comment