Oder Freitag ist fast immer wie Weihnachten
Wir hatten das Glück, für zwei Jahre eine möblierte Wohnung anzumieten. Die Möbel waren nicht neu. Das war auch okay so, wir haben einen kleinen Sohn und Saftflecken und Schokospuren machen sich auf neuen Möbeln nicht so gut. Nachdem wir zwei oder drei Wochen in unserem Apartment glücklich und sehr zufrieden gelebt haben, klopft es frühmorgens an unserer Wohnungstüre.
Es ist Mary, unsere Vermieterin: „I found a bed for you.“ Ich bin überrascht, wir haben doch schon eines. Sie lacht nur und sagt: „Come and see, this is much better“.
Jetzt haben wir ein wundervolles Holzbett mit Pinienzapfen an allen vier Ecken, okay zwei Ecken. Deshalb musste das gute Bett wohl auch auf den Müll. Uns hat es sehr gute Dienste geleistet und unsere Nachmieter werden es bestimmt auch mögen.
Das war der Anfang vom Trash-Shopping und ich gestehe, es wird schnell zur Jagd nach den besten Stücken. Man findet alles auf dem Trash (sogar ein Piano!!). Einzige Bedingung: man muss schnell zugreifen, nicht lange überlegen, einpacken und weg. Will man Dinge auf dem Rückweg mitnehmen, sind diese meist nicht mehr da.
Es gibt auch mehr oder weniger professionelle Trashpicker, die dann mit dem Pick-up Truck durch die Straßen fahren und alle interessanten Teile aufsammeln. So manchen lässt sich bestimmt noch gut verkaufen.

Wir haben so vieles vom Trash mit nach Hause genommen, dass ich gar nicht mehr so genau weiß, was das alles war. Ein Holztisch, ein Damen- und ein Herrenrennrad, diverse Stühle, Besteck, ein Schaukelpferd für Oliver, Lego und Legotisch, Barbiehäuser und Kinderschaukelstühle und noch einen Wickeltisch. Was wir nicht selbst gefunden haben, hat Mary für uns besorgt. Da gab es Donnerstagabende, an denen sie mit irgendwelchen chicen Sachen ankam und uns mit Stolz mitgeteilt hat, welcher Stadtteil oder Block besonders gut sein soll.
Freshmen Dorms – eine Fundgrube!
Am besten, so munkelt man, soll es im Juni in Harvard Square sein. All die Studierenden müssen schnell aus ihren Apartments und Studentenwohnheimszimmern (Freshmen Dorms) ausziehen, da Sommerstudierende darauf warten diese zu übernehmen. Da Harvard nicht erlaubt, Möbel bei der Wohnungsübergabe im Zimmer oder Apartment zu lassen, bleibt oft nur die Zeit, all die schönen und teuren Sachen auf den Müll zu geben. Leider haben wir es nie geschafft, mal eine Harvard Trash Tour zu machen. Hätte sich bestimmt gelohnt, es soll Stücke von Crate & Barrel geben, all for free.
Auch 2025 gibt es diese Regelung noch. Also gleich mal schlaumachen, wann das Semester endet und die „Freshmen“ ihre „Dorms“ räumen müssen.


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